Der Knurrhahn – Ein Fisch mit besonderen Fähigkeiten

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Zum Tasten benutzt der Knurrhahn drei Strahlen der Brustflossen, die er wie Finger bewegen kann und die sehr empfindsam sind

Der Knurrhahn gehört zu den faszinierendsten Meeresbewohnern und zeichnet sich durch einzigartige Merkmale und Fähigkeiten aus. Diese Familie der bodenbewohnenden Fische, wissenschaftlich als Triglidae bekannt, umfasst über 120 Arten in zehn verschiedenen Gattungen. Ihren ungewöhnlichen Namen verdanken die Knurrhähne ihrer Fähigkeit, knurrende oder grunzende Geräusche zu erzeugen – eine Eigenschaft, die sie zu wahren Klangkünstlern der Meere macht.

Der Knurrhahn - Ein Fisch mit besonderen Fähigkeiten

Anatomie und Erscheinungsbild

Knurrhähne besitzen einen langgestreckten, kegelförmigen Körper mit einem auffällig großen Kopf, der nach hinten schmaler wird. Ihr Erscheinungsbild ist geprägt von mehreren bemerkenswerten Merkmalen.

Gepanzerter Kopf. Der Kopf der Knurrhähne ist mit zahlreichen Knochenleisten gepanzert und an Kiemen- und Vorderkiemendeckeln mit Stacheln besetzt. Diese Panzerung verleiht ihnen ein robustes und wehrhaftes Aussehen.

Große Brustflossen. Ein charakteristisches Merkmal sind die großen, flügelartigen Brustflossen. Diese sind oft auffällig blau gefärbt und spielen eine wichtige Rolle bei der Balz und als Drohgebärde. Zudem dienen sie als Tragflächen beim Schwimmen.

Geteilte Rückenflosse. Die Rückenflosse der Knurrhähne ist in zwei Teile geteilt. Die erste, hartstrahlige Rückenflosse ist kürzer und höher als die zweite, weichstrahlige. Die Basis der Rückenflossen ist durch spitze Schilder geschützt.

Farbgebung. Die Färbung der Knurrhähne variiert je nach Art. Viele Arten sind rötlich gefärbt, es gibt aber auch silbrige oder dunkel gefärbte Vertreter. Der Rote Knurrhahn beispielsweise hat einen rötlichbraunen Rücken und rötliche Flanken, oft mit dunklen Querbinden durchzogen.

 

Der Knurrhahn und seine besonderen „Finger“

Das wohl faszinierendste Merkmal der Knurrhähne sind die unteren zwei bis drei Strahlen ihrer Brustflossen. Diese sind zu einzigartigen Tastorganen umgebildet und mit Geschmackszellen besetzt. Diese „Finger“ verleihen den Knurrhähnen buchstäblich ein Fingerspitzengefühl unter Wasser.

  1. Fortbewegung. Mit Hilfe dieser modifizierten Flossenstrahlen können Knurrhähne kurze Strecken über den Meeresgrund „trippeln“. Dies ermöglicht ihnen eine präzise und kontrollierte Bewegung in ihrem Lebensraum.
  2. Nahrungssuche. Die empfindlichen Tastorgane dienen den Knurrhähnen als hochspezialisierte Werkzeuge zur Nahrungssuche. Sie können damit den Meeresboden abtasten und selbst vergrabene Beutetiere aufspüren.
  3. Sensorische Wahrnehmung. Die Flossenstrahlen sind mit einer Vielzahl von Sinneszellen ausgestattet, die es den Knurrhähnen ermöglichen, ihre Umgebung detailliert wahrzunehmen und auf kleinste Reize zu reagieren.

Diese einzigartige Anpassung macht die Knurrhähne zu wahren Meistern der taktilen Wahrnehmung in der Unterwasserwelt.

 

Lebensraum und Verbreitung

Knurrhähne sind in allen Schelfmeeren der Welt anzutreffen. Sie bevorzugen sandige oder weiche Böden, in denen sie mit ihren spezialisierten Flossenstrahlen nach Nahrung suchen können. Man findet sie in Wassertiefen von bis zu 400 Metern.

Die verschiedenen Arten der Knurrhähne haben unterschiedliche Verbreitungsgebiete.

  • Roter Knurrhahn. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Norwegen bis Nordafrika. Er ist auch in der Nordsee, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer anzutreffen.
  • Grauer Knurrhahn und Seekuckuck. Diese Arten sind vor allem im Atlantik verbreitet, kommen aber auch in der Nord- und Ostsee sowie im Mittel- und Schwarzmeer vor.
  • Seekuckuck. Er bevorzugt mittlere Wassertiefen zwischen 15 und 55 Metern, wurde aber auch schon in Tiefen von 5 bis 250 Metern angetroffen.
  • Grauer Knurrhahn. Dieser lebt typischerweise in Tiefen zwischen 20 und 50 Metern, im Sommer sogar bis zu 10 Metern Tiefe. Jungfische halten sich bevorzugt in flachem Wasser in Küstennähe auf.

 

Ernährung und Jagdverhalten

Die Ernährungsweise der Fische ist eng mit ihrem Lebensraum und ihren besonderen anatomischen Merkmalen verknüpft. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus

  1. Kleinen Fischen
  2. Krebstieren
  3. Weichtieren

Ihr großes, breites und endständiges Maul mit fleischigen Lippen und bürstenartig angeordneten Zähnen auf Kiefern und Gaumen ist perfekt an diese Ernährungsweise angepasst.

Das Jagdverhalten der Knurrhähne ist besonders interessant.

  • Sie nutzen ihre spezialisierten Brustflossenstrahlen, um den Meeresboden nach Nahrung abzusuchen.
  • Mit ihren empfindlichen „Fingern“ können sie selbst vergrabene Beutetiere aufspüren.
  • Der Seekuckuck beispielsweise ernährt sich vorwiegend von Garnelen und Krebsen, während Fisch nur gelegentlich auf seinem Speiseplan steht.
  • Der Graue Knurrhahn jagt neben Garnelen und Krebsen auch bodenlebende Fische wie Grundeln und Sandaale.

Diese Vielseitigkeit in der Ernährung trägt zur ökologischen Anpassungsfähigkeit der Knurrhähne bei und ermöglicht es ihnen, verschiedene Nischen in ihren Lebensräumen zu besetzen.

Der Knurrhahn - Ein Fisch mit besonderen Fähigkeiten

Auf diesem Bild kommt die tiefe Rotfärbung des Seekuckucks durch den weißen Bauch besonders zur Geltung. Er hat außerdem gelbe Flecken am hinteren Schlundraum, die an der Oberkante der Kiemendeckel sichtbar sind.

 

Britische Rekorde

Grauer Knurrhahn.

  • Vom Boot. 1,1 kg von D. Swinbanks 1976, Callach Point, Schottland.
  • Von der Küste. 0,68 kg von S. Quine 1977, Peel Breakwater, Isle of Man.

Seekuckuck.

  • Vom Boot. 2,2 kg von B. Critchley 1973, war vermutlich ein Roter Knurrhahn.
  • Von der Küste. 1,2 kg von D. Johns 1976, am River Helford, Cornwall.

 

Fortpflanzung und Lebenszyklus

Die Fortpflanzung der Knurrhähne ist ein faszinierender Prozess, der eng mit den Jahreszeiten und den spezifischen Umweltbedingungen ihres Lebensraums verknüpft ist.

Laichzeit. Die Laichzeit der Knurrhähne erstreckt sich je nach Art und geografischem Gebiet vom Frühjahr bis in den Sommer. Beim Seekuckuck beispielsweise fällt die Laichzeit in den Zeitraum von April bis August.

Eiablage. Die weiblichen Knurrhähne können eine beeindruckende Anzahl von bis zu 300.000 Eiern produzieren. Diese Eier werden frei im Wasser schwebend abgelegt, was eine weite Verbreitung der Nachkommen ermöglicht.

Entwicklung der Larven. Nach etwa zehn Tagen schlüpfen die Larven aus den Eiern. In ihrer frühen Entwicklungsphase ernähren sie sich zunächst von Plankton. Dies ist eine kritische Phase, in der die jungen Knurrhähne besonders verletzlich sind und hohen Verlusten durch Fressfeinde ausgesetzt sein können.

Übergang zum Bodenleben. Mit zunehmender Entwicklung vollziehen die jungen Knurrhähne einen wichtigen Lebensraumwechsel. Sie gehen vom planktonischen Leben in der Wassersäule zum Bodenleben über. Dieser Übergang ist mit signifikanten Veränderungen in ihrer Anatomie und ihrem Verhalten verbunden.

Wachstum und Reifung. Die Jungfische, insbesondere beim Grauen Knurrhahn, bevorzugen zunächst das flache Wasser in Küstennähe. Mit zunehmendem Alter und Größe wandern sie dann in tiefere Gewässer ab.

Interessanterweise spielen die charakteristischen Lautäußerungen der Knurrhähne auch bei der Fortpflanzung eine Rolle. Während der Laichzeit sind die Knurrhähne besonders laut, was vermutlich der Partnerfindung und der Revierverteidigung dient.

Der Knurrhahn - Ein Fisch mit besonderen Fähigkeiten

Der Graue Knurrhahn kann wie alle anderen Knurrhähne auch grunzende Geräusche erzeugen. Dies macht er mit Hilfe spezieller Muskeln, die die Schwimmblase vibrieren lassen. Besonders laut sind Knurrhähne während der Laichzeit.

 

Die Kunst der Lauterzeugung

Eine der faszinierendsten Eigenschaften der Knurrhähne ist ihre Fähigkeit, knurrende oder grunzende Geräusche zu erzeugen – eine Eigenschaft, die ihnen ihren Namen eingebracht hat. Diese Lauterzeugung ist nicht nur eine biologische Kuriosität, sondern erfüllt wichtige Funktionen im Leben dieser Fische.

Mechanismus der Lauterzeugung

Die Geräusche werden mittels eines speziellen Muskels erzeugt, der die zweikammerige Schwimmblase zum Vibrieren bringt.
Diese Fähigkeit ist bei allen Knurrhahn-Arten vorhanden, kann aber in Intensität und Frequenz variieren.

Funktionen der Lauterzeugung.

  1. Kommunikation. Die Laute dienen wahrscheinlich der Verständigung zwischen Artgenossen, besonders während der Paarungszeit.
  2. Revierverteidigung. Durch die Geräusche können Knurrhähne ihr Territorium markieren und potenzielle Rivalen abschrecken.
  3. Paarungsverhalten. Während der Laichzeit sind die Knurrhähne besonders laut, was vermutlich eine Rolle bei der Partnerwahl spielt.
  4. Abschreckung von Fressfeinden. Die ungewöhnlichen Geräusche könnten auch dazu dienen, potenzielle Räuber zu irritieren oder abzuschrecken.

Die Lauterzeugung der Knurrhähne ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie evolutionäre Anpassungen zu komplexen Verhaltensweisen führen können, die weit über ihre ursprüngliche Funktion hinausgehen.

 

Arten und Unterscheidungsmerkmale

Die Familie der Knurrhähne umfasst eine Vielzahl von Arten, die sich in Größe, Färbung und spezifischen Merkmalen unterscheiden. Hier ein Überblick über einige der bekanntesten Arten.

Roter Knurrhahn (Chelidonichthys lucerna).

  • Gilt als die bekannteste Art der Knurrhähne
  • Erreicht eine Länge von durchschnittlich 50 cm, maximal bis zu 70 cm
  • Charakteristisch sind die dunkelblauen Brustflossen und der rötlich schimmernde Körper mit hellblauen Punkten und kleinen Stacheln
  • Kann ein Gewicht von bis zu 6 kg erreichen.

Graue Knurrhähne.

  • Besitzt einen langgestreckten Körper und einen spitz zulaufenden Kopf
  • Hat einen augengroßen schwarzen Fleck auf der ersten Rückenflosse
  • Die angelegten Brustflossen reichen nur bis kurz vor die Afteröffnung
  • Die Schuppenreihe entlang der Seitenlinie ist zu spitz zulaufenden Knochenhöckern ausgebildet
  • Gräulich-bronzefarbener Rücken mit kleinen gelb-weißen Flecken

Seekuckuck (Aspitrigla cuculus).

  • Wirkt im Vergleich zu Grauen Knurrhähnen etwas kantiger
  • Besitzt ein steiles Kopfprofil
  • Hat auf jeder Seite seiner konkaven Schnauzenspitze drei bis vier kleine Stacheln
  • Die angelegten Brustflossen reichen bis kurz hinter die Afteröffnung
  • Die verknöcherte Schuppenreihe entlang der Seitenlinie ist plattenförmig und ohne Höcker
  • Kräftig rote Färbung mit weißlicher Bauchseite
  • Gilt als der geschmacklich beste Knurrhahn

Gestreifter Knurrhahn (Trigloporus lastoviza).

  • Ähnelt in Aussehen und Größe dem Seekuckuck und dem Grauen Knurrhahn
  • Wird oft auf Märkten im Mittelmeerraum als Speisefisch angeboten

Die Unterscheidung zwischen den Arten kann manchmal schwierig sein, insbesondere zwischen dem Seekuckuck und Roten Knurrhähnen. Beide haben rotgefärbte Rücken und Seiten, allerdings wird der Rote Knurrhahn etwa fünfmal so schwer wie der Seekuckuck. Diese Ähnlichkeit hat in der Vergangenheit zu Verwechslungen bei Rekordmeldungen geführt.

 

Knurrhähne als Speisefische

Obwohl Knurrhähne nicht zu den bekanntesten Speisefischen gehören, werden sie in verschiedenen Regionen durchaus kulinarisch geschätzt. Ihre Nutzung als Nahrungsquelle variiert je nach Art und Region.

Kulinarische Qualität

  • Das Fleisch der Knurrhähne ist fest und weiß, was sie zu potenziell attraktiven Speisefischen macht.
  • Rote Knurrhähne werden aufgrund ihres festen, weißen Fleisches von Anglern bevorzugt.
  • Der Seekuckuck gilt als der geschmacklich beste Knurrhahn, gefolgt vom Roten und Grauen Knurrhahn.

Kommerzielle Nutzung.

Graue Knurrhähne und Seekuckucke geraten oft in großer Zahl in Grundschleppnetze, haben aber nur geringen kommerziellen Wert.

Aufgrund ihres großen Kopfes und der schlanken Körperform besitzen sie nur wenig verwertbares Fleisch.

Das Fleisch ist zwar schmackhaft, aber grätenreich.

 

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